Dienstag, 29. Mai 2012

This is not a fashion blog

Als Kinder haben mein Bruder und ich uns immer Unterhosen auf den Kopf gezogen. Das formt die Haarpracht ganz enorm, scheint aber als Modestatement überholt zu sein. Schade eigentlich.
Aber wie sagt man so schön? Hüte machen Leute!

Mein Freund hat so einen fabelhaften kostenlosen Sattelschoner bekommen (vom Roten Kreuz, glaube ich), den er in Ermangelung eines Fahrrads nicht brauchen kann, auch wenn ich ihm angeboten hätte, einen Sattel dafür zu kaufen (und an die Wand zu hängen).
Zum Glück ergeben die auch eine sogar wasserabweisende Kopfbedeckung. Warum kauft man überhaupt noch Kleidung im Laden?



Das ist doch ein wunderschönes Accessoire für die nächste "Welchen Gegenstand stelle ich dar?"-Themenparty; falls es so was gibt. Ich hoffe, dieser Post qualifiziert mich offiziell als Hipster und außerdem ist das Konzept der Ironie mir völlig fremd!

Montag, 28. Mai 2012

Die Pawlow-Diät

Wenn ich den Frauenmagazinen Glauben schenken darf (und davon wollen wir ja mal ausgehen), ist das - Achtung, Wortwitz - gewichtigste Problem der modernen Frau ihr Körperumfang. Ich finde das ja ehrlich gesagt beneidenswert.
Nichtsdestotrotz lernen wir in der einschlägigen Literatur dann direkt, dass Diäten viel versprechen und nichts halten; aber da ein normaler Mensch scheinbar nicht einfach gesund und ausgewogen essen kann, werden dennoch immer neue angekarrt. Das scheint auch zumindest für die Erfinder ein echtes Erfolgsrezept zu sein.
Ich denke, ich werde also in Zukunft ein Buch übers Schlankwerden schreiben, damit sich zumindest irgendwas von mir verkauft. Das Konzept ist schnell zusammengefasst unter dem Begriff "Konditionierung": Man kennt ja allgemein das Phänomen, dass wenn einem auf ein Nahrungsmittel mal furchtbar schlecht geworden ist (selbst ohne dass es da einen Zusammenhang gegeben hätte), einen entsprechendes kaum noch verlocken wird, zumindest für einige Zeit. Passiert es gleich mehrmals, verfestigt sich dieses Unwollen. Grund hierfür ist ein unbewusster Lerneffekt, der scheinbar ganz tief in Mensch und Tier verankert ist.
Um sich das für Abnehmzwecke zunutze zu machen, braucht man natürlich einen Dritten: dieser würde allen ungesunden und fettigen Lebensmitteln (Fast Food, Chips et cetera) irgendeinen beliebigen Zusatzstoff beimischen, von dem sich einem der Magen umdreht. Nach kurzer Zeit bleiben so aus Ekel die Finger weg von den Dickmachern und die Pfunde purzeln. Abnehmen mit Mitteln der Psychatrie der 30er Jahre. Heureka!

Freitag, 25. Mai 2012

Sherlock (BBC) und der angebliche Sexismus

Vor wenigen Tagen las ich einen kurzen Artikel über die BBC-Serie Sherlock und deren Verhältnis zu Figuren die keine "weißen Männer" sind. Der Link dazu findet sich hier.
Ich sollte wohl vorausschicken, dass dies, so gerne ich mich kritisch auseinander setze, wohl ein Verteidigungplädoyer wird. Meiner Meinung nach sind sämtliche bisher erschienenen 90-Minuten-Filme eine große Bereicherung für die Fernsehlandschaft, sie sind klug und durchdacht und wirklich fesselnd. Die Kritik des Autors besagten Textes halte ich für stark überzogen. Aber fangen wir doch lieber von vorne an.

Zunächst ist da dieser kurze Bezug auf Folge zwei der ersten Staffel. Kurz gesagt dreht sich diese um eine Art Chinesen-Mafia, die in London geschmuggelte Antiquitäten vertreibt. So weit so simpel. Was mir persönlich schon fast lächerlich anmutet, ist in diesem Umstand einen rassistischen Akt zu sehen. Ich wäre die letzte, die Diskriminierung gutheißt, aber ich kann hier nun mal keine finden. Wieso soll es irgendeinen wertenden Anklang haben, dass dort Verbrecher aus dem Ausland kommen, wenn doch die gesamte Zeit über ebenfalls Verbrecher aus dem Inland agieren? Und wenn der Kopf hinter der Sache der Engländer Moriarty ist, wie will man dann ernsthaft von "gelber Gefahr" sprechen? Eine der Sympathieträgerinnen der Folge (zumindest scheint sie so konzipert zu sein) ist nebenbei bemerkt selber Chinesin. Dies passt doch sehr schlecht in das Bild der vorgeworfenen Schwarzweißmalerei (oder vielmehr gelbweiß?). Wenn wir nun jeder Sendung und jedem Film rassistische Tendenzen vorwerfen, der Akteure aus dem Ausland oder mit Migrationshintergrund als Kriminelle auftreten lässt, so bekämen wir allein in den letzten Jahren eine sehr lange Liste, auf der namhafte Vertreter wie The Dark Knight zu finden wären. (Auch hier haben wir übrigens einen Asiaten - ist er nicht sogar aus China?)

Aber wenden wir unsere Aufmerksamkeit der Folge zu, auf der auch das Hauptaugenmerk des besprochenen Artikels liegt: A Scandal in Belgravia, die erste Episode der soeben in Deutschland angelaufenen zweiten Staffel. Diese beruht recht lose auf der berühmten Story A Scandal in Bohemia und führt entsprechend die beeindruckende Figur "der Frau" Irene Adler ein.

Der Autor arbeitet sich nun an verschiedenen Frauenfiguren des Films ab, beginnend mit Mrs Hudson - die bei ihm scheinbar keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, da er ihren Namen völlig außenvor lässt, obwohl sie eine der Figuren aus dem Original ist. Bei ihr handelt es sich um die Vermieterin der beiden, und wie in dem Text zutreffend gesagt wird auch um eine Art Mutterfigur. Mrs Hudson ist meinem Eindruck nach keine gebildete Frau, aber klug und resolut, außerdem für ihre Generation sehr unabhängig, da sie recht freiwillig ihren Mann losgeworden ist. Dass sie den beiden Bewohnern gegenüber eine mütterliche Attitüde an den Tag legt, halte ich persönlich nicht für ein negatives Zeichen. Im Gegenteil bescheinigt dies ihr eine große Herzenswärme - etwas, das gerade Sherlock eigentlich mal brauchen könnte, der doch ziemlich eindeutig aus einer eher zerütteten Familie kommt. Indem sie sich etwas widersprüchlich um sie kümmert (sagt sie doch immer, sie sei nicht ihre Haushälterin), entspricht sie nicht nur relativ klar der Originalvorlage - meiner Meinung nach ein höchst positives Attribut - sondern zeigt auch schlichtweg menschliche Züge. Als verwitwete, nicht (mehr) berufstätige Frau sucht sie sich Aufgaben. Man kann es unemanzipiert nennen, wenn sie diese in zwei "Ersatzsöhnen" und dem Haushalt findet, aber da sie keinerlei familiäres Umfeld zu haben scheint, empfinde ich diese Suche nach Nähe als nachvollziehbar. Immerhin bietet sie Sherlock trotz seiner häufig ruppigen Art die Stirn und zeigt gleichermaßen ihre hohe Toleranz, indem sie über einiges hinwegsieht. Dies tut ein Mensch nur so leicht, wenn er sehr verfestigt ist und sich Großmut leisten kann; ansonsten würde Sherlocks Kälte sie vielmehr zerstören. Mrs Hudson ist insofern eine Parallele zu John: ein weiteres Stück Familie, einer der wenigen Menschen, die es mit unserem Antihelden aushalten. Wenn man ihr dies als Schwäche attestieren möchte, so müsste man selbiges beim Doktor tun.

Weiter geht es mit der Pathologin Molly (warum erneut keine Namen?), eine Figur der ersten Stunde, die ganz offensichtlich schwer in Sherlock verliebt ist. Ihm persönlich scheint das trotz all seiner Klugheit bisher nicht aufgegangen zu sein.
Ich finde es beeindruckend, auch hierin wiederum einen antifeministischen Zug zu lesen. "Natürlich ist die Pathologin in unseren Soziopathen Sherlock verliebt." Was soll der Unterton? Hätte unser Autor ein wenig recherchiert, so wäre ihm klar geworden, dass rein psychologisch betrachtet ein solches Verhalten in höchstem Maße typisch ist. Menschen wie dieser selbsterklärte "Soziopath" (ich zweifele immer noch an der Richtigkeit dieses Attests) erscheinen auf uns andere unglaublich charismatisch und bewundernswert. Molly wirkt von Natur aus unsicher und gerade deshalb fühlt sie sich zu der vermeintlichen Stärke Sherlocks hingezogen. Unemanzipiert? Eher unbewusst, würde ich sagen. Der Grund, weshalb immer noch so viele Menschen (nicht nur Frauen!) sich in Abhängigkeiten von gefühlskalten Partnern begeben, liegt doch nicht in einer fehlenden Geistesentwicklung sondern in der generellen Irrationalität von Zuneigung. Gleichzeitig vergisst der Autor scheinbar die Szene, in der Molly Sherlock bei der Weihnachtsfeier offen für sein Verhalten anklagt (ja, unter Tränen, weil man weint, wenn man verletzt und wütend ist) und dieser sich entschuldigt, als er seinen Irrtum erkennt. Es ist also eine Frau, die es geschafft hat, seine Gefühlskälte zu druchdringen und ihn seine Fehlbarkeit eingestehen zu lassen. John hingegen scheitert an diesen Vorhaben fortwährend.

Johns Freundin ist zugegeben kaum einer Erwähnung wert und dies spiegelt sich in dem Verhalten der Figuren. Dass Sherlock sich nicht an sie erinnert ist wohl weniger Sexismus zu schulden als vielmehr der Tatsache, dass er alles aus seinem Kopf streicht, was er für unwichtig hält (wir erinnern uns an die Sache mit der Heliozentrik?). Wenn John sie verwechselt, zeigt das wohl hauptsächlich, was der Zuschauer sich schon dachte: diese Beziehung geht nicht sehr tief. Er hat wenig Glück mit den Frauen, was wohl auch mit seiner Freundschaft zu Sherlock zusammenhängt, ebenso wie ich hier die These aufstellen möchte, dass er sich zwar nach Nähe sehnt (und nach Sexualität, die im Kriegsdienst schätzungweise zu kurz kam), aber eigentlich nicht für eine feste Beziehung bereit ist. Dies kann mehrere Gründe haben, aktuell würde ich darauf tippen, dass er emotional noch nicht wieder im zivilen Leben angekommen ist.

Das kurze Treffen mit der Assistentin (oder was sie ist) von Mycroft zeigt auch gerade diese Schwäche Johns auf, will ich meinen, anstatt jene offenkundig unnahbare und sehr professionelle Frau auf ihre Reize zu reduzieren. In dem hoffnungslosen Versuch, etwas bei den Frauen zu finden, das ihm fehlt, flirtet der Doktor relativ unbeholfen mit so mancher Nebendarstellerin (Soo Lin beim Blind Banker und in den Hounds of Bakerville dann mit der Therapeutin Dr. Mortimer). Ich finde, es hat einen recht schalen Beigeschmack, die Reaktion eines Mannes auf eine Frau als das bezeichnende Merkmal für deren Charakterkonzeption zu nehmen. Ohne dem Autor damit seinerseits Sexismus vorwerfen zu wollen, denke ich, dass dies eine Interpretation ist, die auch nur von einem Mann kommen kann ...

Die wichtigste Frau dieser Episode ist aber zweifelsohne Irene Adler, die Frau, bekannt als jene, die Sherlock besiegen konnte. Zugegeben, das tut sie in dieser Folge nicht.
Um mit ihrer Kleidungs- oder auch Nichtbekleidungswahl zu beginnen, möchte ich hiermit der These widersprechen, dass sie auf ihre Sexualität beschränkt wird. Irene ist eine sehr emanzipierte Frau und damit für mich eher ein kritisches Bild der heutigen Vorstellung von Emanzipation. Es ist traurig, aber wahr, dass viele starke Frauen sich ihre Identität und Kraft aus ihrer Sexualität und der damit verbundenen Macht über den Mann holen. Für mich, die ich mich selber als junge Feministin begreife, ist dies zutiefst widersprüchlich. Meiner Meinung nach kann einem als selbstbewusster Frau nicht daran gelegen sein, zur Wichsvorlage zu dienen (excuse my French). Dennoch ist es das, was Medien propagieren, allen voran die Musikszene, wo Personen, bei denen der Gesang doch eigentlich wichtiger sein sollte als das Aussehen, zu Ikonen einer neuen Weiblichkeit stilisiert werden, indem sie möglichst viel Haut zeigen.
Irene passt in dieses Bild und tut es doch wieder nicht. Sie bedient sich zu großen Stücken genau dieser archaischen Methode von Nacktheit und Sex - und scheitert damit. Hier sehe ich den sozialkritischen Fokus der Charakterentwicklung; das Zeichen für eine Frau, die sich als emanzipiert begriff, ihre Vorstellung dessen zu überdenken. Zugegebenermaßen hat sie dies nicht mehr in gesteigertem Maße tun können, weshalb ich auch stark auf ein Wiederauftauchen ihrerseits hoffe. Es wäre interessant für mich, diese gebrochene Frau wieder aufstehen zu sehen, zu neuer Kraft kommen und sich selbst neu finden.

Sie sagt, sie sei homosexuell und verliebt sich dann in Sherlock. Was der besprochene Text gerne als eindeutiges Zeichen von Sexismus deuten möchte, würde ich lieber etwas differenzierter betrachten. Es ist nun einmal so, dass Irene gerne provoziert. In entsprechendem Tonfall teilt sie Watson mit, dass sie auf Frauen steht. Gut, das kann ja sein, immerhin scheint sie in einer Art Lebensgemeinschaft mit ihrer Mitarbeiterin zu sein. Später zeigt sie Interesse an einem Mann. Also, was lernen wir daraus? Dass jede Lesbe nur den richtigen Kerl sucht, um sich zu wandeln? Nun, das ist ein recht einseitiges Weltbild, wenn die verträgliche Lösung doch so nahe liegt und sich schlichtweg Bisexualität nennt. Dies halte ich für weitaus wahrscheinlicher und bei einem derart sexuell aufgeladenen Wesen wie Irene auch für quasi programmatisch.

Es ist eine interessante These, zu sagen, Irene habe ihren Intellekt von Moriarty geliehen. Wenn man das so sehen möchte, so können wir alle bisherigen Bösewichte der Filme als derart unselbstständig und, zugespitzt gesagt, unintelligent bezeichnen. Bei dieser Lesart fällt die Frau nicht aus dem Raster, somit sehe ich aber auch keinerlei Sexismus hier, wo sie doch genau so behandelt wird wie ihr vorangegangene Männer.
Der Grund, weshalb ich Irene jedoch ungern mit den Verbrechern der vorherigen Folgen über einen Kamm scheren möchte, ist vielmehr ein positiver: im Gegensatz zu diesen behielt sie die Bilder zur Versicherung und wollte sie erst verwenden, nachdem man sie auf die Möglichkeiten hingewiesen hat. Dies zeigt doch, dass sie trotz all ihrem Trickreichtum eine sehr viel geringere kriminelle Energie hat, dass sie vielmehr eben das tut, was getan werden muss, um ihr Fortkommen und Überleben zu sichern. Mit dieser Einstellung wäre sie die perfekte Karrierefrau.

Sherlock fechtet einen Kampf mit ihr aus. Sie hat ihn gebrochen, als sie ihren Tod vortäuschte und zurückkam, man sah es ihm an und nun will er sie brechen. Es ist ein ewiges Machtspiel zwischen den beiden, deshalb zwingt er sie, ihn um Hilfe zu bitten. Es ist der einzige Moment von Schwäche, den Irene je zeigt und er macht sie menschlich. Ja, sie geht aufrgund ihrer Gefühle zum Detektiv ins Netz und dennoch sehe ich genau diese Problematik nicht weniger bei Sherlock selbst, sehe den Konflikt zwischen unbekannter Zuneigung und Bewunderung auf der einen und kühlem Verstand auf der anderen Seite. Er unterdrückt die Emotion, wie er es immer tut, während sie sich einen Schnitzer beim Passwort erlaubt. Hat das aber wirklich etwas mit ihrem Geschlecht zu tun oder nicht vielmehr damit, dass keiner so ist wie Sherlock, so kalt und berechnend?

Es ist doch frappierend, wie schnell man simpelste menschliche Vorgänge mit Geschlechterstereotypen gleichsetzt. Ich persönlich hätte aufgeschrien, wenn Figuren aus dem Original plötzlich mit Frauen bestzt worden wären. Gut, so ergibt sich ein Mangel an wichtigem weiblichen Personal, gerade wenn das zentrale Paar nunmal aus zwei Männern besteht - und? Ich als Frau lasse davon bestimmt nicht mein Sehvergnügen beinträchtigen, im Gegenteil: gezwungene political correctness macht mich wahnsinnig.

Noch ein letzter Punkt dazu, dass es angeblich keine Farbigen gäbe: sowohl Sgt. Sally Donovan als auch Ella, Johns Therapeutin, sind schwarze Frauen. Auch hier gilt, dass ich mich doch sehr gesträubt hätte, wäre eine Originalfigur, die Doyle als "blass" beschrieb, plötzlich dunkelhäutig. Das hat mit Rassismus nicht viel zu tun, sondern mit Texttreue. Und wenn mehr der Verbrecher farbig gewesen wären, dann hätten Sie sich doch darüber beschwert, wie negativ Ausländer und Migranten dargestellt werden (siehe oben).
Außerdem könnten wir auch hier wieder eine Liste "rassistischer" Filme aufstellen, die keine oder kaum Farbige haben, allen voran solche wundervollen Werke wie Juno oder Hot Fuzz.

Die Ansicht, man hätte die Weisheit und Moralität mit Löffeln gefressen, halte ich tatsächlich für relativ derangiert.